Ich war dabei im Flur halt zu machen, in dem sich viele Menschen aufhielten, als ein junger Mann, sich eilig auf den Stuhl setzte auf den er vorher seine Jacke aufgehangen hat, damit niemand seinen Platz stehlen würde. Er sah mich da stehen. Er bot mir daraufhin seinen Platz an. Als ich ablehnte, ging er schnell um mir einen Stuhl zu holen. Er stellte ihn neben seinen, wobei er die anderen Stühle beiseiteschob um Platz zu schaffen. Der Saal war überfüllt, weshalb ich nichts sehen konnte. Viele standen vor mir in Reihen und blockierten dadurch die Tür. Sie fanden keine Sitzplätze im Saal. Ich sah nichts anderes als die Rücken derer, die umgedreht vor mir standen. Ich habe mit so einer großen Audienz nicht gerechnet. Ich konnte die Rede gut mitverfolgen, also gab es keinen Grund für mich nach Hause zu gehen. Es fing gerade erst an.
Jener Mann, fing an sich leise mit mir zu unterhalten. Er fragte mich nach meinen Namen, meiner Herkunft und ob ich denn das Erste Mal hier sei. Kurz darauf ertappten wir uns dabei, wie wir uns gegenseitig anlachten. Anschließend schauten uns an und rollten unsere Augen da die Sprecher nur Mist von sich gaben. Langsam aber sicher entwickelte in diesen zwei Stunden eine nur für uns verstehbare Zeichensprache, in der wir das Geschehen kommentierten. Viele Male brachen wir in Gelächter aus. Wir waren auch nicht dazu im Stande etwas anderes zu tun. Wir haben versucht unser Lachen zu unterdrücken. Wenn Menschen die Gelegenheit haben öffentlich zu sprechen, scheuen sie keine Grenzen um ihre banale Botschaft zu verbreiten. Die Redner wollen nur die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Manchmal ging es in seiner Rede nicht mal mehr um das Thema weswegen wir eigentlich hier waren. Die Sprecher waren dazu entschlossen durch möglichst erfinderische Zusammenhänge und anspruchsvolle Redewendungen zu strahlen. Die Aufregung stieg immer weiter an. Die Stimmen der Redner wurden immer schriller. Wir, mein neuer Kamerad und ich, fühlten uns wie das Publikum einer Comedy Show. Eine Dame, die neben uns stand, verließ, mit einem uns gegenüber verachtendem Blick, ihren Platz. Zurück blieben nur die, die nicht verstanden haben worum es ging, die die nicht die Boshaftigkeit zweier sich in ihrem Umkreis befindenden Menschen erkennen konnten.
Wenn dieser Mann nicht da gewesen wäre, hätte ich schon nach den ersten fünf Minuten den Saal verlassen. Vermutlich wäre dies umgekehrt auch der Fall gewesen, wenn ich nicht da gewesen wäre, hätte er vermutlich keinen Grund zu bleiben gehabt. Ich habe die Einladung per E-Mail gekriegt un entschied mich zu dieser Veranstaltung zu kommen, da dieser Schriftsteller, den ich so bewunderte auch dort sein würde. Jedoch kam dieser nicht. Also versuchten die verschiedensten Redner sich selber in den Vordergrund zu drängen. Sie benötigten diese "Self-Promotion".
Weder wäre ich auf die Idee gekommen, jemals einer solchen Veranstaltung beizuwohnen noch hätte ich geglaubt, dass diese so eine gute Gelegenheit darstelle um neue Freundschaften schließen zu können. Solche unvorhersehbaren, unbezahlbaren Begegnungen sind die auf die es im Leben wirklich ankommt. Ich war schon immer von jedem kleinen Anzeichen einer möglichen, zukünftigen Freundschaft gefesselt. Vor allem wenn es um jemanden ging der den Snobismus und die Heuchlerei anderer erkennen konnte. Wir waren von der Menge ausgestoßen. Die Menge, die sogar bereit war zu applaudieren und die, die den auf den Bühnen vor sich hinvegetierenden Rednern, sogar mit Beifall unterstützten. Auch wenn wir uns nicht im Saal, sondern im Flur, auf unseren Stühlen aufhielten, auch wenn der einzige Grund weshalb wir da waren, die Anwesenheit des jeweils anderen war, war es ein gelungener Abend. Und als wir uns so wohl fühlten, kam plötzlich aus dem Nichts eine ältere Dame zu ihm und sprach ihn respektvoll mit: "Herr Vater..." an.
Varianta în română se poate citi aici.