14.10.2007
In meiner Klasse gibt es diesen Junge, Adrian.

Er verabredet sich mit mir um zwei Uhr vor dem Park. Er hat alles alleine beschlossen und ich muss mich dem fügen. Es kam mir so vor als würde nichts von mir abhängen.

Zu allem Überfluss kommt er verspätet an.

Ich schaue mich nach ihm um, in der Hoffnung ihn irgendwo zu entdecken, jedoch wissend dass dies nicht der Fall sein kann. Ich schließe heraus dass das was er gesagt hat, als Scherz gemeint war. Ein gemeiner, nicht zu verstehender Streich. Als ich kurz vor dem weinen bin, taucht er auf. Unbekümmert nähert er sich mir und macht nicht den Anschein sich bei mir für seinen Verhalten entschuldigen zu wollen.
"Warum bist du doch gekommen?", frage ich ihn.

Er bleibt verwirrt stehen.
"Wie?!"
"Die ausgemachte Uhrzeit ist längst überschritten. Hast du etwa keine Uhr?"
"Ach so... Darum geht es!"
"Geh weg! Fahr zur Hölle!"

Er trägt eine zerlumpte Jeans und einen alten stark benutzen Pullover.
"Lass die Dummheiten!", sagt er. "Du bist da, ich bin da, wo ist das Problem?"

Ich senke meinen Blick, ohne ein Wort zu verlieren. Er streckt mir seine Hand entgegen und ich greife danach. Das stimmt, er ist da. Wir gehen in den Park "Herastrau" hinein. Dieser ist unter einer gewaltigen Nebelwand versunken. Es ist zwar Frühling jedoch ist es sehr kalt. Es riecht nach nassem Boden und nassen Blättern. Die Bäume spiegeln sich im stillen Wasser, leeren, abgemagerten Armen, die im vorübergehenden Tod stecken.

Wir gehen am Ufer des Sees entlang, erreichen die Eisenbahn, gehen auf Schienen, lachen und versuchen, das Gleichgewicht zu halten. Als er versuchte auf einem vereinzelten Gleise zu bleiben, packte er meinen Mantel und brachte mich aus dem Gleichgewicht. Ich falle mit dem Gesicht nach unten.
"Arschloch!"

Ich stürze mich auf ihn. Er packt meine Arme und hält meine Handgelenke fest. Ich bemerke, dass meine Handflächen verschrammt sind. Er lacht laut. Das provoziert mich stärker. Ich löse mich aus dem Griff und greife ihn erneut an. Er packt und umarmt mich. Ich kämpfe dagegen an. Sein Atem riecht nach Kaugummi.

Ich kann mich nicht befreien, also fange ich an zu weinen. Ich habe das zu Hause gelernt. Papa ist der Boss, bis Mama anfängt zu weinen. Wenn die Mutter anfängt zu weinen, lässt er nach. Also lässt Adrian mich los, holt eine Schokolade heraus und gibt sie mir. Er hat sie für später aufbewahrt, gesteht er mir, aber in dieser Situation ist sie notwendig. Sechzehn, sechsundvierzig, wo ist der Unterschied?

Wir sitzen auf einer Bank. Während ich eine Spinne auf einem Baum betrachte, versteckt er sich. Ich sehe mich um, aber er ist nirgendwo zu sehen. Er scheint wie vom Erdboden verschluckt worden zu sein. Ich fange wieder an zu weinen. Als er auftaucht, hat er mir nichts zu geben, also klettert er auf ein riesiges verlassenes Rohr und beginnt zu singen und zu tanzen.
"I don't wanna rock, DJ,/ But you're making me feel so nice,/ When's it gonna stop, DJ?/, Cos you're keeping me up all night."

Ich stehe da, mit offenem Mund und schaue ihn an.
"Robbie!", erklärt er mir, als er innehält.

Er lacht und klatscht mit den Händen im Takt. Dann streckt er seine Hand aus und ich reiche ihm meine entgegen. Er zieht mich hinter sich her. Wir gehen und klettern auf das Riesenrad im Park. Dieses war kaputt. Da es nicht funktioniert, müssen wir den Ticketpreis, die fünf Lei, nicht bezahlen. Wir sitzen da und lachen wie Dummköpfe.

Wenn wir hinuntergehen, reißt er ein Stiefmütterchen von einem Blumenbeet ab, welches hartnäckig ist, und nicht sterben möchte. Oder, getäuscht von dem schönen Wetter, dass eine Woche zuvor herrschte, waren sie gerade aufgeblüht. Ich weiß nicht, welche der Optionen zutrifft.

Dann gelangen wir zur Brücke.
"Schwöre mir hier und jetzt, dass du mich für immer lieben wirst!", rief er. "Sonst springe ich!"

Ich verspreche ihm, verlegen von den Schaulustigen, ewige Liebe. Mein Mund trocknet aus bei dem aussprechen dieser Worte. Aber als wir eine zweite Brücke erreichen, ändert er seine Stimmung radikal.
"Geh voraus!"
"Warum?", frage ich.

Er antwortet nicht.

Ich mache, was er von mir verlangt, und schaue immer wieder zurück, um zu sehen, was er vorhat. Er fordert mich dazu auf, weiter zu gehen. Dann möchte ich auf die asphaltierte Straße gehen, aber er signalisiert mir, mich in eine andere Richtung zu bewegen. Als ich ihn einhole sagt er mit einer dunklen mysteriösen Aura:
"Ich habe geschworen, dass ich diese Brücke nie wieder mit jemandem überqueren werde."
"Warum?"
"Warum? Warum? Warum? Willst du immer alles wissen?"

Ich halte inne und starre ihn an. Ich erinnere mich noch an das Echo der Worte, die auf der ersten Brücke gesprochen wurden. Die Worte sind da, aber sie haben bereits begonnen zu verblassen. Ich war enttäuscht.
"Ich möchte nur wissen, wen du sonst noch um ewige Liebe gebeten hast."
"Weißt du was? Du nervst."

Ich gehe schweigend weiter.

Aber als wir den Park verlassen, bin ich entsetzt da irgendwo ein Hund, in dieser grauen und eisigen Atmosphäre mit Bäumen wie Skeletten die von ihren Handgelenken abprallen, heult. Das ist alles was fehlt.

Ich halte an, klammere mich an seinem Arm, nehme seine Hand in beide Hände und beginne fieberhaft mit ihm zu sprechen und zu sprechen und zu sprechen und zu sprechen, um alles zum Schweigen zu bringen, sodass nichts als meine Worte gehört werden. Und ich verspreche mir, während ich spreche, dass ich kontinuierlich sprechen werde, bis ich sterbe. Ich rede weiter und rede, auch wenn ich alles gesagt habe was zusagen ist.

Er sieht mich geschockt an und sagt:
"Wenn du hören würdest, was du von dir gibst, würdest du nie wieder deinen Mund öffnen wollen!"

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